Die Diversifikationsstrategie ist eine entscheidende Methode zur Erweiterung des Unternehmensportfolios, um neue Wachstumsfelder zu erschließen und das Risiko zu minimieren. Dabei kann eine Firma zwischen unterschiedlichen Ansätzen wählen, unter anderem der horizontalen Diversifikation und der vertikalen Diversifikation. In diesem Artikel werden wir die Unterschiede, Vor- und Nachteile beider Strategien detailliert betrachten, um Unternehmen eine fundierte Entscheidungsgrundlage für die bestmögliche Vorgehensweise zu bieten.
Was ist horizontale Diversifikation?
Bei der horizontalen Diversifikation erweitert ein Unternehmen sein Produkt- oder Dienstleistungsangebot, indem es neue, aber verwandte Produkte oder Dienstleistungen auf den Markt bringt. Das Ziel besteht darin, die bestehende Kundenbasis anzusprechen und die eigene Marktpräsenz zu stärken. Diesve neuen Angebote stehen in direktem Zusammenhang mit dem bestehenden Produktportfolio und nutzen die bestehende Infrastruktur, die Marktkenntnisse sowie die bestehenden Vertriebskanäle des Unternehmens.
Ein gutes Beispiel für horizontale Diversifikation ist ein Automobilhersteller, der zusätzlich Motorräder herstellt. Beide Produktlinien bedienen ähnliche Zielgruppen, weshalb diese Diversifikation als horizontal angesehen wird.
Vorteile der horizontalen Diversifikation:
- Erweiterung der Produktpalette: Durch die Einführung neuer, verwandter Produkte können Unternehmen ihre Marktchancen verbessern.
- Markentreue nutzen: Wenn Kunden bereits Vertrauen in die Marke aufgebaut haben, ist es einfacher, ihnen neue, verwandte Produkte anzubieten.
- Kostenersparnis: Die Verwendung vorhandener Vertriebskanäle und Produktionskapazitäten führt oft zu Kostenvorteilen.
- Verbesserte Wettbewerbsvorteile: Unternehmen können ihre Marktanteile durch die Erweiterung ihrer Produktangebote erhöhen und sich so von der Konkurrenz abheben.
Nachteile der horizontalen Diversifikation:
- Konzentrationsrisiko: Da die neuen Produkte oft ähnliche Abnehmerkreise ansprechen, bleibt das Unternehmen stark von einer bestimmten Zielgruppe abhängig.
- Hoher Wettbewerb: In verwandten Produktmärkten herrscht oft ein hoher Wettbewerb, der eine erfolgreiche Marktdurchdringung erschweren kann.
Was ist vertikale Diversifikation?
Die vertikale Diversifikation hingegen beschreibt den Eintritt eines Unternehmens in vor- oder nachgelagerte Produktionsstufen innerhalb der Wertschöpfungskette. Ein Unternehmen kann sich entscheiden, die Kontrolle über seine Lieferanten (vertikale Integration nach hinten) oder seine Vertriebskanäle (vertikale Integration nach vorne) zu erweitern. Ziel ist es, die Kontrolle über wesentliche Prozesse innerhalb der Produktions- und Lieferkette zu erhöhen.
Ein Beispiel für vertikale Diversifikation ist ein Lebensmittelhersteller, der eine Bäckerei aufkauft, um die Rohstoffe besser zu kontrollieren (Integration nach hinten), oder der seine eigenen Cafés eröffnet, um die Produkte direkt an die Kunden zu verkaufen (Integration nach vorne).
Vorteile der vertikalen Diversifikation:
- Höhere Kontrolle über die Lieferkette: Unternehmen können Engpässe und Lieferverzögerungen vermeiden, indem sie ihre Zulieferer und Abnehmer stärker kontrollieren.
- Kostenreduktion: Durch die Eliminierung von Zwischenhändlern können Unternehmen die Kosten senken und ihre Margen erhöhen.
- Bessere Qualitätskontrolle: Durch die Integration der verschiedenen Stufen innerhalb der Lieferkette können Unternehmen die Qualität ihrer Produkte besser sicherstellen.
- Unabhängigkeit: Unternehmen machen sich unabhängig von Dritten, wie Lieferanten oder Vertriebsunternehmen, und sind weniger anfällig für Marktschwankungen.
Nachteile der vertikalen Diversifikation:
- Hohe Investitionskosten: Der Erwerb von Unternehmen innerhalb der Lieferkette oder der Aufbau eigener Kapazitäten erfordert oft erhebliche Investitionen.
- Komplexität der Unternehmensstruktur: Vertikale Integration führt zu einer komplexeren Unternehmensstruktur, die schwer zu managen sein kann.
- Gefahr der Fokussierung auf ineffiziente Prozesse: Wenn Unternehmen alle Stufen der Produktion selbst kontrollieren, besteht das Risiko, dass sie auf nicht wettbewerbsfähigen Prozessen bestehen bleiben.
Vergleich: Horizontale vs. Vertikale Diversifikation
Horizontale Diversifikation bietet Unternehmen die Möglichkeit, ihre Marktdurchdringung zu erhöhen und neue Produkte anzubieten, die gut zum bestehenden Portfolio passen. Sie ist eine relativ risikoarme Methode, da die bestehenden Kernkompetenzen genutzt werden. Unternehmen, die sich horizontal diversifizieren, bleiben ihrer Expertise treu und nutzen ihr Wissen, um neue, komplementäre Angebote zu entwickeln.
Die vertikale Diversifikation hingegen erlaubt Unternehmen, die Kontrolle über ihre Lieferkette zu erhöhen, Kosten zu reduzieren und ihre Versorgungssicherheit zu verbessern. Sie kann jedoch auch hohe Investitionen erfordern und die Management-Komplexität erhöhen. Diese Strategie eignet sich insbesondere für Unternehmen, die ihre Unabhängigkeit von Lieferanten oder Zwischenhändlern stärken möchten.
Wie wählt man die richtige Diversifikationsstrategie?
Die Wahl zwischen horizontaler und vertikaler Diversifikation hängt von mehreren Faktoren ab, darunter die Unternehmensstrategie, die finanziellen Ressourcen und das Marktumfeld. Einige wesentliche Kriterien sind:
- Zielsetzung des Unternehmens: Wenn das Ziel ist, neue Produkte anzubieten und das Umsatzpotenzial zu erhöhen, kann die horizontale Diversifikation die bessere Wahl sein. Wenn das Ziel jedoch die Kontrolle über den Wertschöpfungsprozess ist, dann ist die vertikale Diversifikation sinnvoller.
- Marktchancen und Wettbewerb: Die Analyse der Marktchancen und des Wettbewerbs ist entscheidend. In stark umkämpften Märkten kann die horizontale Diversifikation dazu beitragen, das Marktpotenzial zu erhöhen. In Märkten, in denen die Kontrolle über die Lieferkette entscheidend ist, kann eine vertikale Integration Wettbewerbsvorteile bringen.
- Ressourcen und Kapazitäten: Vertikale Integration erfordert häufig größere Investitionen. Unternehmen sollten sicherstellen, dass sie über die finanziellen und operativen Ressourcen verfügen, um diese Integration erfolgreich durchzuführen.
Praxisbeispiele: Erfolgreiche Diversifikationsstrategien
Ein prominentes Beispiel für eine erfolgreiche horizontale Diversifikation ist Apple, das neben Computern auch Smartphones, Tablets und andere Elektronikprodukte anbietet. Apple nutzt seine starke Marke und seine bestehende Kundenbasis, um neue Produkte erfolgreich zu positionieren.
Ein Beispiel für vertikale Diversifikation ist IKEA, das nicht nur Möbel verkauft, sondern auch eigene Produktionsanlagen betreibt und sogar Teile der Logistikkette kontrolliert. Durch diese Kontrolle erhält IKEA die Flexibilität, Kosten zu senken und Lieferengpässe zu vermeiden.
Fazit: Horizontale oder vertikale Diversifikation?
Die Entscheidung zwischen horizontaler und vertikaler Diversifikation ist keine, die leichtfertig getroffen werden sollte. Beide Ansätze bieten signifikante Chancen, aber auch Herausforderungen. Die horizontale Diversifikation ermöglicht es Unternehmen, das eigene Produktportfolio zu erweitern und so neue Marktchancen zu nutzen. Die vertikale Diversifikation bietet hingegen die Möglichkeit, mehr Kontrolle über die eigene Lieferkette zu gewinnen und so langfristig die Kosten zu reduzieren.
Unternehmen sollten daher eine umfassende Analyse ihrer eigenen Ressourcen, der Marktbedingungen und ihrer strategischen Ziele durchführen, um die passende Diversifikationsstrategie zu wählen. In jedem Fall gilt: Eine klare und fundierte Strategie ist der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.
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